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MÜLLER-HUBER |
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Pesseberichte über das letzte Programm |
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SCHWÄBISCHE ZEITUNG Der Mafioso und sein halbnackter Müller WANGEN (bc) - Wie wird eine Katze zum Bellen gebracht, wenn sie weder auf Deutsch noch auf Ägyptisch sprechen will? Was sind „schöne Stillleben mit Obst in Öl“ – Kunst oder Blödsinn, der Beuys und Warhol als ‚Food-Performer’ entlarvt, Szenarien Bogartscher bis Loriotscher Qualitäten auf die Bühne zaubert, mit einem kräftigen Schuss wirklich schwarzer Humorigkeit, über die sich dann um so mehr lachen lässt. Das Duo „MülIer-Huber“ hat ihrer „Spaßgesellschaft“ am Samstagabend in der ausverkauften Häge-Schmiede freien Lauf gelassen. Keine der gewohnten Späße über verwickelte Beziehungsdramen, gemobbte Chefs mitsamt Untertanen oder die sonnige Fernreise, die zum Desaster gerät. Nein, die Betonung bei diesem über zweistündigen Programm lag auf ‚seltsamem Kabarett Theater’. Wie aus dem Nichts heraus steigen Müller-Huber in ihr düsterbeleuchtetes Spiel ein. Huber gibt die perfekte Mafioso-Imitation. Am Tisch halbnackt Müller als der Gequälte hantieren beide mit Sprachfloskeln, die dem Publikum eine Realität vorgaukeln, ohne dass es um den ei-gentlichen Inhalt weiß. Ein Trick, sehr elegant inszeniert, denn eine Story hat es nie gegeben, alles Dada und ‚PfaffDaff-Daff-Daff’, wenn die Nähmaschine mit dem Faden und der Ehefrau! Von da aus schaukeln sie sich hoch zu mit einer der besten so genannter Spaßgesellschaften, die es bisher in der Häge-Schmiede zu erleben gab. Gelispelte Märchen aus nur acht Menschen auf einer Bank, Schlafstörungen, die mit fester zugeschraubten Kaffeekannendeckeln und abgeschraubten Heizkörpern ergebnislos bekämpft werden, Tagebuchnotizen wie „habe die ganze Nacht den Ammersee ausgelöffelt und mich an den Kaulquappen verschluckt“. Klaus de Huber, bekannt als Mitglied der Gruppe Ars Vitalis, Deutscher Kleinkunstpreisträger, Prix Pantheon etc., und Wolfgang Müller, bis 1995 vor allem im Ensemble des Düsseldorfer Köm(m)ödchen präsent, Schauspieler, Pianist, Fernseh- und Rundfunkproduktionen, kennen sich seit über 20 Jahren. Ein konträres Paar, nicht nur rein optisch, sondern auch wenn Huber dem Irrsinn hingegeben sich mimisch genial in der Rolle einesKaninchens wieder findet oder beide als verliebte Tango-Tänzer mit Zahnbürste im Mund über das Parkett gleiten. Die Hölle, könnte man meinen - und es darf gelacht werden über deren Absurditäten. Dann büßt sie an Bedrohung ein und das Chaos steigert sich .zu schauspielerischen Meisterleistungen, wenn Huber vom süßlichen Wein poetisiert, vom zarten Kitzeln am Zäpfchen, doch plötzlich das Gegorene auf die provenzalische Tischdecke spucken muss - eine Fliege, nass und besoffen, die auf den Weg zur Trocknung gebracht wird. Gelacht wurde ausgiebig an diesem Abend über das Duo als groteske Vernissagebesucher, über den Neinsager Huber in seiner grausam nonchalanten Art, den Müller beim besten Willen nicht zu einem ‚Rundumsorglos-Paket gegen Verwurstung’ zu zwingen vermag. Am Ende noch ein Stromausfall als überzeugender Bluff und eine letzte Tagebuchnotiz aus Gelächter zu Möwengeschrei setzte dem Wahnsinn die Sahnehaube auf die Spitze - und nichts mehr da mit ‚I can get no satisfaction‘. |
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KÖLNER STADTANZEIGER Wiederauferstehung der Dadaisten Klaus Huber und Wolfgang Müller inszenieren in der Kölner Comedia ein gelungenes „seltsames Kabarett Theater“. Zwei, die sich nicht lange suchen mussten: Klaus Huber und Wolfgang Müller standen in grauer Vorzeit bereits gemeinsam auf der Bühne. Über 20 Jahre ist es her, dass die Gruppe „Matsche, Wörks & Pullrich“ mit absurden bis kuriosen Programmen in Erscheinung trat. Ihre Wege trennten sich, als Huber die Musikkabarett-Gruppe „Ars Vitalis“ gründete und Müller zum Düsseldorfer „Kom(m)ödchen“ ging. Mit dem „seltsamen Kabarett Theater“, das in der Comedia über die Bühne ging, bringen die beiden das Kunststück fertig, sowohl an alte Zeiten anzuknüpfen als auch eine neue und überraschend zeitgemäße Form der Unterhaltung zu erfinden. Seltsam im Sinne von selten und wunderlich ist es tatsächlich, was sich das Duo so alles ausgedacht hat: angefangen bei einem Verhör, in dem Huber dem Angeklagten mit peitschender Schärfe vorwirft, ein stoischer Außenseiter und Weltverbesserer zu sein. „Wer heute den Kopf in den Sand steckt, knirscht morgen mit den Zähnen“, brüllt der Mächtige den Schwächeren an: der Auftakt zu lose miteinander verbundenen Nummern, unterbrochen von Logbuch-eintragungen und Tagebuchnotizen, in deren Verlauf die albtraumartigen Begebenheiten aufgegriffen werden. Huber verkörpert den chaotischen Anarcho-Typ, ein Enkel von Kurt Schwitters und Ernst Jandl, Müller den Ordnungsfanatiker, peinlich genau auf die Einhaltung der Spielregeln bedacht, ein Paar wie aus dem Bilderbuch postmorta1er Dadaisten, die ihre eigene Wiederauferstehung zelebrieren. Der Reiz des Zusammenspiels liegt sowohl in dem Kontrast zweier gegensätzlicher Typen als auch im unbarmherzigen Umgang mit dem eigenen Ego, der Preisgabe persönlicher Niederlagen, der Zurschaustellung des alltäglichen Wahnsinns. Da bleibt es nicht aus, dass der Griff in die schier überquellende Kiste aus fantastischen bis skurrilen Einfällen einige entbehrliche Fundstücke zu Tage fördert. Was nichts daran ändert, dass „les deux sensibles“, wie sich die Mannsbilder in feiner Ironie selbst bezeichnen, eine reife Meisterleistung vollbracht haben: die reichste kabarettistische Wertschöpfungskette der Saison. (kol) |
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RHEIN-ZEITUNG Meister der Sprach-Haute-Couture JUNGES FORUM: „Müller-Huber“ zelebrieren den Nonsens auf der UnArt-Bühne Ein Gespann zum Totlachen: „Müller-Huber“: Erzkomödianten, Musiker, Tänzer, Poeten, die einander die Pointen nur so um die Ohren hauen in einem nicht abreißenden Strom von Skurrilität, Ironie und Persiflage. VON BRUNHILD SCHMELTING An ihrem Sprachwitz scheint Ernst Jandl beteiligt, hätten die Dadaisten ihre helle Freude. Da wird mit Wörtern jongliert, geblödelt und gekalauert, dass sich die Balken biegen. Ein Cocktail aus Hochgeistigem und Banalem, extra dry serviert. Hinreißend komisch dabei die herrlich dämliche Mimik des einen, seine tollpatschige Art, sich in Szene zu setzen, während der andere, alert, eloquent und charmant, sich beim Publikum beliebt zu machen versteht. Klaus de Huber, markante Figur der Leverkusener Kleinkunstgruppe „Ars vitalis“, und Wolfgang Müller, ehemaliges Ensemblemitglied des Düsseldorfer Kom(m)ödchens, sind zu Gast bei „UnArt“, dem alljährlichen Festival des „jungen forum“. ZweiStunden lang kultivieren sie im Ruhrfestspielhaus den ganz normalen Wahnsinn, beschwören ein postmodernes Chaos und beackern das, was uns allgemein am Herzen liegt: Liebe, Kunst und Lebenslust. Magische Momente der Heiterkeit Ihr Motto: „Jeder Mensch hat ein Brett vorm Kopf, es kommt nur auf die Entfernung an.“ Hier erscheint Bekanntes spielerisch verfremdet, und das Fremde ist plötzlich ganz nah, dazwischen liegen magische Momente der Heiterkeit. So tanzen sie mit Hingabe einen rassigen Tango, zackig und lasziv zugleich, wie es sich gehört, verteilen Lebensweisheiten wie: „Auch wer stolpert, kommt einen Schritt weiter“ und: „Wer heute den Kopf in den Sand steckt, wird morgen mit den Zähnen knirschen“. „Sprache“, sagen sie unvermittelt ganz ernst, „ist die Kleidung der Gedanken“. Folglich erweisen sich Müller-Huber als wahre Meister der Haute Couture.
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